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Station E1

  • pascaltrampe01
  • 12. Juli 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Was ich gestern nicht erwähnt habe war, dass ich mir auf der Intensivstation eine Wunde gelegen habe, die fast so groß wie die Faust eines Babys war. Diese Information wird für den weiteren Verlauf des Jahresrückblicks noch wichtig.

Nach knapp dreieinhalb Wochen kam ich auf die Station E1, die extra für Personen mit einer Rückenmarkverletzung ausgelegt ist. Dort traf ich auf ein sehr junges und motiviertes Team und ausnahmslos jeder ist dort extrem nett. Ich bin auf der Station angekommen und kam erstmal in ein Einzelzimmer. Darüber hab ich mich sehr gefreut, weil ich lieber meine Ruhe haben wollte, da es auf der Intensivstation laut und nervig genug war. Die erste Nacht war echt schön, da ich das erste Mal wirklich meine Ruhe hatte. Die Freude über das Einzelzimmer hielt aber nur bis zum nächsten Tag an. Am nächsten Tag kam ich in ein Doppelzimmer mit einem sehr netten Menschen. Wir haben uns sehr gut verstanden, auch wenn er deutlich älter ist als ich. Er war schon sehr lange gelähmt und konnte mir dadurch auch viel von seiner Erfahrung mit auf den Weg geben und einige Ängste nehmen. Auch meinen Eltern half er ein wenig besser mit der Situation umzugehen. Er war derjenige der meine ersten Fortschritte miterlebt hat und er hat mir immer Mut gemacht und mich motiviert, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Wir stehen bis heute in Kontakt und er macht mir immer noch sehr viel Mut. Dementsprechend traurig war ich als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde aber andererseits habe ich mich natürlich für ihn gefreut. Die nächsten Nachbarn die ich hatte waren nie das gelbe vom Ei. Gerade der letzte den ich hatte war wegen seines Schnarchens unfassbar anstrengend und hat mir zahlreiche schlaflose Nächte beschert. In der Zeit auf der E1 ist natürlich auch viel gewesen was nicht so vorteilhaft für mich gewesen ist. Allen voran natürlich die Wunde wegen der ich nicht sitzen durfte und die mich ans Bett fesselte. Dann kam es wie es kommen musste und in der Wunde haben sich Krankenhauskeime angesiedelt. Diese Keime haben mich isoliert und jeder der mich besucht hat musste sich komplett verkitteln und bei 32° im Sommer war das sicher kein Spaß. Trotzdem sind unfassbar viele Freunde und Bekannte gekommen um mich zu sehen. Es gab Wochen wo meine Freunde jeden Tag gekommen sind. Manchmal wusste ich gar nicht mehr wie ich meine Eltern einplanen soll aber wir haben das gut hinbekommen und Papa hat als mein "Sekretär " eine super Arbeit geleistet. Ich hatte so viel Besuch was mich sehr gefreut hat und was für mich ein Zeichen war, dass ich nicht in Vergessenheit gerate. Selbst Lehrer von meiner Schule haben mich besucht und mich aufgebaut. Es war wirklich eine schöne Zeit trotz der Umstände. Als Corona dann so richtig loslegte war der viele Besuch erstmal vorbei aber alle haben trotzdem probiert mich zu sehen oder zu hören. Eines Tages rief mich mein ehemaliger Schulleiter an und teilte mir mit, dass er etwas vor hat. Er hat Mithilfe der Zeitung eine Spendenaktion für mich ins Leben gerufen und für den Artikel wurde ich auch extra interviewt. Mit der Aktion sind etwas über 7400€ zusammen gekommen und unsere neue Wohnung ist ein Resultat aus dem Artikel. Es gibt keine, die meine Dankbarkeit auch nur ansatzweise zum Ausdruck bringen können. Auf der E1 habe ich viele tolle Personen kennenlernen dürfen und ich hab jeden in mein Herz geschlossen. Die beiden verrücktesten die ich kennen gelernt habe waren die Physiotherapeuten. Es gab kein Tag an dem wir keinen Mist gemacht haben aber trotzdem mit dem nötigen Ernst meine Fähigkeiten zu verbessern und ihnen habe ich auch sehr viel zu verdanken. Sie haben den Grundstein dafür gelegt, dass ich jetzt da bin wo ich stehe. Alles war aber trotzdem überschattet von dieser Wunde. Sie hat mir so viel Trainingszeit geraubt . Mich würde interessieren wo ich jetzt wäre wenn die nicht gewesen wäre. Die Wunde wurde natürlich behandelt mit diversen Verbandsmaterial und immer wenn auf die Wunde geschaut wurde hieß es, dass sie kleiner geworden sei aber das hab ich dann irgendwann so oft gehört, dass man das nicht mehr ernst nehmen konnte und Papa und ich haben uns nur noch darüber amüsiert und Scherze gemacht. Eins kann ich auf jeden Fall festhalten. Trotz meiner Situation habe ich nie meinen Humor verloren und ich bin immer noch der lebensfrohe Pascal von früher, vielleicht sogar noch lebensfroher. Noch glücklicher wurde ich als ich angefangen hab wieder am sozialen Leben teil zu nehmen. Das hab ich meinem Onkel und meiner Tante zu verdanken, die jemanden kennen, der technische Hilfsmittel für Behinderte verkauft. Überhaupt hab ich den beiden so viel zu verdanken. Aber meine gesamte Familie setzt sich für mich mit allem was sie haben ein und ermöglichen mir so viel. Als langsam der Winter einkehrte hieß es, dass ich in die Reha verlegt werden soll aber ich hatte zu dem Zeitpunkt immer noch eine Wunde und war versucht von Keimen. Es hat also nicht so viel Sinn gemacht, dass ich verlegt werde. Ich war dann auch bloß über Weihnachten und Silvester da bevor ich wieder zurück nach Berlin gekommen bin wo die Wunde endlich operativ geschlossen werden sollte. Ich wurde zwei mal operiert, da die erste nicht so erfolgreich war. Nach den OP's bildeten sich noch mehr Keime, die mich noch mehr eingeschränkt haben. Aber in meinen dreieinhalb Monaten, die ich noch mal in Berlin war habe ich weiter Fortschritte gemacht, weshalb ich weiterhin so positiv geblieben bin und mir weiter Mut gemacht habe. Ich werde nie vergessen wie erstaunt die Psychologin war, weil ich so viel positive Energie verteile trotz der vielen Rückschläge . Als die Wunde dann endgültig zu war stand die erneute Verlegung in die Reha an und was da passierte bzw. momentan passiert werde ich morgen erzählen.

 
 
 

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